Zum Libori-Festgottesdienst der Frauen strömten mehr als 1200 Besucherinnen und Besucher in den Paderborner Dom. Er wurde vom Diözesanverband Paderborn der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) gestaltet und stieß auf eine enorm positive Resonanz. „Die außergewöhnliche Dialog-Predigt hat tiefe Spuren hinterlassen“, bekundeten viele Frauen im Anschluss an das beeindruckende Glaubensfest.
Die Geistliche Leiterin des kfd-Diözesanverbands, Mechthild Wohter, trat mit Weihbischof Josef Holtkotte in einen Dialog. Gemeinsam legten sie das Evangelium des Tages und das Thema des Gottesdienstes „Mit Mutkraft und Vertrauen” aus. Im Evangelium, das der Geistliche Leiter Roland Schmitz las, ging es um die Frage, womit Jesus das Reich Gottes vergleichen soll. Er antwortete: „Es gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter den sie Mehl mengte.“
Mechthild Wohter machte deutlich, dieses Gleichnis würde wunderbar zum diesjährigen Libori-Motto „Vertrauen ins Morgen“ passen. Sie fragte angesichts der fehlenden Gleichstellung von Frauen in der katholischen Kirche: „Bekommen wir bei der Entwicklung in unseren Verbänden und bei der Pastoraltransformation in unserem Bistum Raum? Werden wir nicht nur geduldet, sondern ernst genommen und beauftragt?“ Gleichzeit sprach sie von Gelassenheit: „Es hängt nicht alles von uns ab. Die Geistkraft wirkt.“ Riesiger Applaus entbrannte, als sie deutlich machte: „Bei jeder Pastoraltransformation sollte die Expertise von uns Frauen eingeholt werden.“ Sie nahm Bezug zur Bäckerin im Gleichnis: „Diese Frau sieht das Ergebnis ihrer Arbeit. Wir Frauen sehen die Ergebnisse noch nicht. Der Diakonat der Frau und die Teilhabe an allen Diensten und Ämtern lassen auf sich warten. Meine Geduld ist oft am Ende und Vieles schmerzt.“
Doch sie schöpfte Mutkraft und Vertrauen: „Das heutige Evangelium berichtet von einer Frau, die Veränderungen anstößt.“ Sie sprach den bundesweiten kfd-Predigerinnentag im Mai an, der Jahr für Jahr größere Kreise ziehen würde und erklärte: „Wir wünschen uns, dass das Evangelium häufiger von Frauen ausgelegt wird.“
Weihbischof Josef Holtkotte blickte in das vollbesetzte Kirchenschiff: „Die Stimmung ist wunderbar. Das Vertrauen ins Morgen scheint hier lebendig zu sein.“
Die Dialog-Predigt begann er mit den Worten: „Ich freue mich auf den Austausch. Das Gleichnis vom Sauerteig birgt viel Hoffnung. Wir brauchen Menschen, die mit Gottes Augen in die Welt schauen. Jedem Menschen muss seine Würde zukommen. Ich bin der tiefen Überzeugung, dass der Glaube nie die Flucht vor der Welt sein darf. Bei unseren Entscheidungen lassen wir uns von Gottes Barmherzigkeit und seiner Gerechtigkeit leiten.“ Für die Frauen zeigte er Verständnis: „Wie bringen wir Schrift und Tradition mit den Zeichen der Zeit zusammen? Ich danke Ihnen für Ihren Mut und Ihren Einsatz trotz des ständigen Wissens, dass Erwartungen nicht erfüllt werden. Ich bestärke Sie in Ihrer Geduld und Ihrer Unruhe. All das Gute, das Sie einbringen, ist nicht vergeblich.“
Marie-Simone Scholz, Referentin für innovative Frauenpastoral im Erzbistum Paderborn, betete gemeinsam mit den Gottesdienstbesucher:innen das Fürbittengebet. Verena Hahn vom Diözesanleitungsteam las die Lesung.
Großes Lob richtete Weihbischof Holtkotte am Ende an die Musikgruppe newFACES von St. Michael aus Oerlinghausen unter der Leitung von Alfons Haselhorst.
Vor dem Gottesdienst begrüßte die kfd-Diözesanvorsitzende Monika Bunsen alle Anwesenden. Sie erklärte: „Mutkraft und Vertrauen ergänzen wir mit Verlässlichkeit, denn wir als kfd sorgen für verlässliche Orte im Bistumsprozess.“ Sie bekundete ihre Freude darüber, dass viele Frauen in weißer Kleidung ein starkes Zeichen setzen würden, um die Rufe nach einer geschlechtergerechten Kirche zu bekräftigen.
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Geistliche Leiterin der kfd: Mechthild Wohter und Weihbischof Josef Holtkotte
Foto: kfd-Diözesanverband